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Wie hart darf und wie hart muss ein Zombie-Roman sein?

Eine Frage die sich aus der aktuellen Leserunde zu meinem Roman ZOMBIECALYPSE ergeben hat. Im Text wird ein Junge zwecks Ruhigstellung relativ brutal mit der Faust ins Gesicht geschlagen, um seinen Widerstand zu brechen und vor der anrückenden Zombie-Horde zu retten. Dass dieser Schlag am Ende gerade erst die Katastrophe auslöst, weil er zu heftig war und der Junge dadurch selber zu einem Zombie wird, ist Teil der Handlung. Auch, wenn es nur unbedeutende Nebencharaktere in einem nur sehr kurzen Erzählstrang sind, monierte eine Leserin, darf mit Kindern auch in Romanform so nicht umgesprungen werden. Sie hat das Lesen daraufhin bei der Hälfte abgebrochen. Um es vorweg zu schicken. Nicht weiter zu lesen, weil man ein Problem mit irgendetwas hat, ist vollkommen okay. Es ist und bleibt halt auch Geschmackssache.

Ich erinnere mich, dass, als ich die Passage geschrieben habe, mir selber erst nicht ganz Wohl bei der Formulierung war. Aber ich dachte auch: »Hey Mann, das ist ein Zombie-Roman.« Was Erwachsenen passiert, passiert auch Kindern und Alten Menschen. Wahrscheinlich sogar noch viel eher. Ein Faustschlag in das Gesicht eines Kindes hat ganz andere Konsequenzen als bei einem Erwachsenen. Die Handlung spielt bereits zwei Jahre nach dem Zusammenbruch und die Charaktere haben in dieser Zeit eine Menge schrecklicher Dinge erlebt. Es ist absolut unwahrscheinlich, dass ein raubeiniger Panzergrenadier, der beinahe täglich gegen stupide um-sich-beißende Zombie-Horden kämpfen muss, mit einem renitenten 13-jährigen, eine Waldorfmäßige Diskussion darüber beginnt, ob man sich jetzt in Sicherheit bringt oder nicht.

Natürlich hätte man den »Streckler« sich auch in einem Stacheldrahtverhau verheddern lassen können um ihn zu einem Opfer zu machen. Möglicherweise gar noch zu einem Helden werden lassen, weil er den Kids die Flucht noch ermöglicht hätte. Aber, der Mann nutzt nebenbei, wie viele seiner Kameraden, seine Macht und macht in seiner Freizeit mit jungen Frauen rum, die sich ihnen für Kleinigkeiten hingeben. Das wird zwar nicht explizit beschrieben, nur angedeutet. Aber, in der Handlung sogar vom kommandierenden Oberst gebilligt, um die Männer bei der Fahne zu halten. Was Heute eine Straftat ist, gehört in der Zukunft eben zur Normalität. Ein Held durfte er also einfach nicht werden.

Um zur Eingangsfrage zurückzukommen. Wie weit muss und darf man als Autor gehen? Das ist natürlich etwas, dass jeder mit sich selbst ausmachen muss. Persönlich würde ich niemals Handlungen beschreiben die eindeutig sexueller Natur sind. Schon gar nicht mit Kindern. Aber wenn man eine realistische anmutende Welt kreieren will, sollte man vor nichts halt machen, solange man die Handlungen der Charaktere nicht glorifiziert. Und das ist, finde ich, der Punkt. Alles andere ergibt nur einen rein gewaschenen und weichgespülten Fantasy-Roman, in dem Zombies vielleicht eine Nebenrolle spielen.

Man muss auch der Erwartungshaltung der Leser gerecht werden, die einen Zombie-Roman erwarten, wenn sie einen Zombie-Roman kaufen. Und umgekehrt sollte letztendlich einem potentiellen Leser auch klar sein, dass das, was da auf ihn zu kommt, eben keine Romance sein dürfte.

Nebenbei bemerkt habe ich mal willkürlich die TB-Ausgabe von »World War Z« aus meinem Stapel ungelesener Bücher aufgeschlagen und bin prompt auf Seite 109 an eine Szene ähnlicher Natur geraten. Ich glaube also nicht, dass ich irgendetwas falsch gemacht habe.

Ein Gedanke zu „Wie hart darf und wie hart muss ein Zombie-Roman sein?“

  1. Ich finde Deine Einstellung und deine Schreibe gut.
    Hatte Deine Zombie-Apocalypse ja online verfolgt, doch dann aus Gesundheits- bzw Klinikgründen aus den Augen verloren und somit bricht mein Lesestatus irgendwo mittig mal ab… Was ich da bisher gelesen hatte, gefiel mir unheimlich gut… und ich fand es NICHT zu brutal oder gar moralisch anstössig. Im Gegenteil…

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